Panama Pazifikseite

Saturday, January 21, 2006

August bis Oktober 2000

(Fotoalbum ist am Ende).




Nach fast 4 Monaten in Costa Rica, am 8. August 2000, rundeten wir Punta Burica, nach Panama. All unsere Segelfreunde sagten, dass diese Gegend gar schöner ist als Costa Rica. Im Norden von Panama sind mehrheitlich große Flüsse, Mangroven und hunderter von kleinen Inseln, die für uns Boote sehr einladend sind. Leider aber hatten wir einen Termin um in Balboa bevor der wirklichen Regenzeit anzukommen. Im Oktober kann es für Tage und gar Wochen ununterbrochen regnen. Wir mussten den Boden unseres Bootes neu bemahlen, dazu wird das Boot aus dem Wasser genommen und zum bemahlen können wir keinen Regen gebrauchen.

Punta Balsa war unser erster Ankerplatz in Panama. Wenige Meilen von dort liegt Isla Gamez, was eine kleine Insel gegenüber Isla Parida ist. Mit klein meine ich, so klein dass man mit dem Dinghy in nicht mal fünf Minuten um die Insel fahren kann.
Gamez ist sehr tropisch aussehend, überwachsen mit tropischen Pflanzen. In der Mitte der Insel ist ein wunderschöner weißer Sandstrand, mit Kokospalmen im Hintergrund und die Sicht auf den Strand der anderen Inselseite. Es sieht wie in den Broschüren aus. Wir verbrachten vier gemütliche Tage hier, wobei wir auf der Nachbarinsel kleine Flüsse und Wasserfälle fanden und dort uns erfrischende Duschen genossen. Morgens wurden wir durch die unvergesslichen und köstlichen Gerüchen der wilden Orchideen aufgeweckt.

Eigentlich war es ja Regenzeit, doch wir hatten absolut nichts davon gekriegt, worüber wir uns absolut nicht beschwerdeten. Dadurch das Wetter so schön war, beschlossen wir das Dinghy für die nächsten 35 Meilen hinter uns her zu ziehen. Aus Sicherheitsgründen bringen wir es jeweils an Deck.
Als wir dann unterwegs waren nach Brincancano, segelten wir mit 6 Knoten und hatten einen super Tag, bis etwa 10 Meilen bevor unserem Ziel. Soweit ging alles gut, dann aber wurde der Horizont im Osten schwärzer und schwärzer. Auch kam das Wetter vom Osten her und das beunruhigte uns schon ein bisschen. Es wurde so schwarz, dass wir den Horizont mit dem Wasser nicht mehr unterscheiden konnten, das Land im Hintergrund war inzwischen völlig verschwunden. Wir behielten ein gutes Auge auf den Horizont. Dann hatten wir plötzlich eine Stille um uns herum, nicht mal ein Hauch von Wind war übrig. Das machte uns nun wirklich zu bedenken, das hieß gar nichts gutes und wir nahmen den Jib runter. Als wir dann weiße Häubchen auf der Wasseroberfläche erblickten, die uns entgegen kamen, beschloss Sid den Hauptsegel kleiner zu machen. Sid war kaum beim Masten, schlugen uns die ersten Windstösse entgegen und in nur wenigen Minuten waren wir im schlimmsten Sturm. Mit viel Mühe machte Sid das Segel kleiner, weil ich mühevoll das Boot auf dem Kurse steuerte. Der Wind blies mit über 40 Knoten und Wellen fingen an größer und größer zu werden. Dadurch der Wind so stark blies, blies er welche Wellen auf Wellen was für uns die Bedrohung war, dass sie über uns schlagen konnten. Ich konnte den Kurs nicht mehr halten, da es ansonsten zu wild für uns geworden wäre. Stattdessen steuerte ich auf das andere Ende der Insel, um dort uns Schutz von dem Sturme zu holen. Außerdem, blies der Sturm gerade in den Ankerplatz rein, zu dem wir gehen wollten. Inzwischen hatten wir nur noch 6 Meilen zu gehen. Der Dinghy wurde nur so umhergeworfen und landete fast in unserem Cockpit. Das ist der Grund wir ihn normalerweise an Deck nehmen, und das einzige male dass wir das nicht tun, geht die Hölle los.
Dann im schlimmsten des Sturmes, hörten wir das BSSSSSSS-Geräusch der Angelrute. Oh, du scheiße, wir hatten alle vier Hände voll, als ein Fisch entschloss anzubeißen. Doch als wir dann wenige Minuten später uns der Angel widmeten, um den Fisch reinzuholen, sahen wir mit Entsetzen, dass ein Pelikan sich einen Schmaus aus unserem Köder machen wollte. Natürlich ist es unmöglich den großen Vogel einzuholen, glücklicherweise brach die Leine, doch der Vogel wurde so lange hinter uns her gezogen, dass er es wahrscheinlich nicht überlebte.
Über eine Stunde später gelangten wir endlich am Westende der Insel an, wo wir uns dann in Sicherheit brachten. Es dauerte uns über eine Stunde um die nur 6 restlichen Meilen hinterzulegen.
Der Ankerplatz ist nirgends auf Karten erwähnt und ist auch nicht bekannt als ein Ankerplatz. Anscheinend haben wir einen neuen Ankerplatz gefunden, denn der Boden ist sandig und der Anker hält gut.

Wir schätzten dass es noch eine weiter Stunde dauern wird, bis der Sturm sich wieder legte, und da wir absolut nichts anderes zu tun hatten als zu warten, fing Sid an welchen Reparaturen zu unternehmen. Der Relay (weiß das Wort nicht in Deutsch und es ist schwierig zu erklären was es ist) hörte nicht auf zu klicken, wenn der Motor abgeschaltet wurde. Auch funktionierte der Alarm für den Öldruck nicht.
Als der Sturm sich dann behoben hatte und es wieder sonnig und klar wurde, hatte Sid alles repariert, wir zogen den Anker hoch und fuhren um die Insel herum zum ursprünglich geplanten Ankerplatz. Was für ein aufregender Tag.
Uns gefiel der Ankerplatz sehr, umrahmt vom Dschungel und das Wasser war kristallklar, dass wir uns beschlossen noch einen weiteren Tag hier zubleiben. Am nächsten Morgen unternahmen wir einen langen Tag im Wasser, wo wir uns welche Jakobsmuscheln holten. An einem der vier Stränden fanden wir einen Fluss mit tiefen Becken, worin wir uns herrliche Bäder nahmen. Am späten Nachmittag wurde der Himmel wieder dunkel, fast so dunkel wie am vorherigen Tag, was uns natürlich sofort alarmierte. Wir beschlossen den Anker zu heben und in tieferem Wasser uns nieder zu lassen, da das Wetter wieder vom Osten kam und wir davon nicht geschützt waren. Wir waren kaum neu geankert als der Wind wieder umher pfiff. Doch dieses mal blies es nur 30 knoten und dauerte nur für 15 Minuten.
Dieser Ankerplatz war uns nicht genügend geschützt und so beschlossen wir uns am nächsten Tag nach Bahia Honda zu segeln.

Bahia Honda ist eine ziemlich große Bucht und sehr geschützt. In der Bucht sind mehrere kleine Inseln und sie ist umrahmt von grün überwachsenen Bergen das dem Auge sehr wohl tut. Eigentlich erinnert mich das an manche der schönen Bergseen in der Schweiz, ganz heimelig und es fühlte sich an auf einem See zu sein.
Vor vielen, vielen Jahren war diese Gegend mit dichtem Dschungel überwachsen, doch leider schlugen sie alle Bäume runter um das Holz zu verkaufen. Der Dschungel versucht nun nachzuwachsen und wird sich leider nie völlig erholen. Wir denken, dass wir die Welt mit unserer Luftverschmutzung und anderer Verschmutzungen zerstören, wenn aber schon im letzten Jahrhundert die es zerstört haben.
Noch immer ist diese Gegend ohne Zufahrt. Diese Gegend kann nur mit Pferden auf einem primitiven Wegen erreicht werden oder via Boot. Es ist wirklich sehr primitiv und abgelegen und hat nur einen kleinen Laden mit nur dem Notwendigstem (Reis, Bohnen, Mehl).

Wir waren nicht eine halbe Stunde geankert, als ein Eingeborener, “Kennedy”, in einem Kanu vorbei kam und uns große, saftige Grapefruits anbot.
Wir sprachen mit ihm für eine Weile und bemerkten dass er einen ganz bösen Husten hatte. Auch bemerkte ich dass er dazu ein Fieber hatte, so gab ich ihm welchen Hustensirup, Lutschtabletten und Aspirin um sein Fieber runter zu kriegen. Er hat ein kleines 2 Monate altes Baby zu hause, so gab ich ihm auch welche Gerbers Baby Essen.
Fünf Minuten nach Kennedys Besuch kam ein zweites Kanu vorbei. Ein älterer Mann, “Domingo”, brachte uns Tomaten, Orangen, Bananen und Koriander. Wir fanden raus, dass er Kennedys Vater war. Wir machten einen guten Handel, er gab uns die Früchte und wir gaben ihm Batterien, Fischhaken und Leine und da seine Frau Arthritis hat, gab ich ihm eine Creme dafür. Er lud uns dann zu seinem Haus ein und wir besuchten ihm am nächsten Tage. Auch gingen wir bei Kennedy vorbei und lernten seine Familie kennen. Bevor wir das machten, ging ich durchs ganze Boot durch und brachte alles was wir nicht mehr gebrauchen, nie gebrauchen werden oder viel davon hatten zu den zwei Familien (Babypuder, T-Shirts, Q-Tipps, Zahnbürsten und Paste, Seifen, Aspirin, Gemüsebüchsen, Perfume, Lippenstift, Handtaschen, Gläser, etc.). Die hatten so viel Freude ihre Gesichter glühten wie Weihnachtsbäume.
Um zu Domingos hause zu kommen muss man mit dem Dinghy durch ein Sumpfgebiet gehen, sein Haus ist in einer wunderschönen Gegend, umrahmt von Bergen, ganz heimelig. Doch leben die wirklich nur mit dem Notwendigsten, keine Möbel, nichts. Wir hatten ein paar ganz gemütliche Stunden mit ihnen. Auch fand ich raus, dass er nur 54 Jahre alt ist, Sid’s Alter, doch sieht wie 85 aus. Das muss ja ein hartes Leben sein hier. Am nächsten Tage kam er vorbei, sein Kanu gefüllt mit Früchten, Gemüse und er hatte uns aus einem Kürbis einen Lampenschirm geschnitzt. Auch machen die ihr Geschirr mit denen. Unter den Früchten waren drei verschiedene Arten von Bananen. Eine davon hatte eine rote Schale. Auch waren sie in verschiedenen Reifenstadien und wir hatten frische Bananen für die nächsten drei Wochen.
Den letzten Abend den wir dort verbrachten, hatten die Engel im Himmel das größte Kegelturnier, das je stattgefunden hat. Für 20 Minuten, jede drei Sekunden, schlug ein Blitz neben uns ein. Bei einem war Sid so sicher, dass wir von ihm getroffen worden sind. Es war sehr beängstigend und als es vorüber war, waren auch meine Nerven vorüber und Tränen rollten nur so runter. Ich möchte das wirklich nie, nie wieder erleben. Die Blitze die einschlugen waren zu nahe, manche male konnte man die Elektrizität auf der Haut spüren. Ich weiß nicht wie wir so glücklich waren nicht getroffen zu werden. (Als ich das schrieb waren wir in Colon, Ende Oktober, und inzwischen wurden 17 Boote vom Blitzen getroffen. Die haben alle elektronischen Geräte verloren.)

Von hier an gingen wir sehr schneller voran. Unser nächste Halt war Isla Gobernadora, doch wir mochten es nicht und gingen wenige Meilen weiter nach Isla Cebaco. Verbrachten eine Nacht dort. Nächster Halt Ensenada Naranjo, wo es uns so gut gefiel, dass wir vier Tage dort verbrachten. Das Tauchen war besonders gut, es war so klar man konnte mindestens 50 Meter unter Wasser sehen. Vor allem waren wir umringt von den buntesten Fischen und fanden vieles Essbares. Korallen waren auch vorhanden, gar welche die wie ein riesen Blumenkohl aussahen. Manche hatten ein Tunnel wo wir uns unter Wasser von einer Seite zur andern zuwinken konnten.

Am 24. August waren wir wieder unterwegs. Da Hurrikan Debbie in der Karibik wütete, kriegten wir den Schwanz vom Sturme, was viel, viel Regen brachte, kein Wind aber Regen was für eine angenehme Fahrt nach Punta Guanico machte. Wiederum verbrachten wir nur eine Nacht hier und segelten am nächsten Tage um Punta Mala rum, was viele komische Strömungen hat und wenn das Wetter schlecht ist, gar sehr unangenehm sein kann. Wir hatten Glück, es war ein guter Tag und das Meer ruhig. Wir sahen viele Seeschlangen 4 bis 5 Meilen vom Ufer entfernt.
Unser nächstes Ziel war Isla Iguana, was welche Zeit gebraucht den perfekten Ankerplatz zu finden, da es mit Korallen überwachsen ist und man entweder keinen Halt, oder den Anker verlieren könnte. Nachdem wir geankert waren, gingen wir an Land und auch schnorcheln. Was wir sahen war was ganz anderes. Der ganze Boden war überwachsen mit einem Teppich von Korallen. Doch leider war es ein Korallenfriedhof und nur wenige Fische lebten darin. Kein Wunder der Ankerplatz ist nicht so gut, da ist nichts wo sich ein Anker festhalten konnte. Es war interessant, doch aber auch traurig solch einen Friedhof zu sehen. Doch sahen wir einen Steinfisch, der sehr rar ist und sehr tödlich, wenn man mit seinen Stacheln gestochen wird, ein ganz hässlicher Fisch.
Später zurück auf dem Boot mit einem Apero, meinte Sid: “ich hoffe der Wind wir nicht aus dem Norden blasen, sonst werden wir Probleme habe.” Und keine halbe Stunde später kehrte der Wind herum und fing aus dem Norden an zu blasen. Wir machten das Boot reisebereit, im Falle wir diesen Ankerplatz flüchten mussten. Doch es blieb relative ruhig und wir konnten etwas schlafen.
Früh am Morgen, es war immer noch dunkel, gingen wir schon weiter. Der Wind blies aus einer guten Richtung und alle unsere Segel waren aufgezogen, wir segelten mit 6.5 knoten. Wir freuten uns schon darüber einen guten Tag zu haben bis die Sonne rauskam, oder versuchte raus zu kommen. Wir waren umringt mit schwarzen, hässlichen Wolken und den ganzen Tag segelten wir um riesen Gewitter herum. Manche konnte man die Blitze näher und näher rücken sehen, in unsere Richtung kommend, so mussten wir die Richtung wieder und wieder wechseln um nicht in die Mitte zu geraten.
Es machte den Tag etwas länger doch auch Abwechslungsreicher und wir rannten all den Gewittern davon.
In Isla Bona verbrachten wir wiederum nur eine Nacht und waren auf unserem letzten Teil auf dieser Seite, dem Panama Kanal. Der ganze Tag war sehr aufregend. Wir waren so nahe vom Kanal, konnten ihn aber noch nicht sehen. Das Wetter war super und das Meer sehr ruhig. Dann kam der Moment wo wir viele große Flecken auf dem Radar erblicken konnten und wenig später späten wir sie am Horizont. Als sie näher kamen erkannten wir sie als große Schiffe und im Hintergrund kamen Wolkenkratzer zur Sicht. Es war wunderschön und gar noch mehr aufregend. Riesen Schiffe, im Hintergrund Wolkenkratzer in den Himmel steigend und riesen, schneeweiße Gewitterwolken mit Blitzen über der Stadt. Wir standen beide auf dem Bug und schauten uns diese eindrucksvolle Aussicht an und beide waren Sprachlos über unser Wunder, dass wir beim Panamakanal angelangten. Ein Jahrelanger Traum bekam Wirklichkeit.
Die erste Nacht verbrachten wir in Isla Flamingo und fuhren am nächsten Tage zum Balboa Yacht Club, was der Begin vom Kanal ist und stellt Euch vor, als ich die Meilen von Los Angeles bis hier zusammen zählte, hatten wir genau 5000 Meilen unter dem Kiel. Das wurde natürlich mit einer Flasche Champagner gefeiert.

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